Die thematischen Förderschwerpunkte der Stiftung

Solidarisches Handeln im globalen Raum

Der lange Weg zu umfassender globaler Gerechtigkeit beginnt mit Veränderungen, die heute möglich und notwendig sind. Mit den Erträgen aus den Stiftungseinlagen engagiert sich die Stiftung vor allem in drei Bereichen.

Aufbau einer transnationalen Gesundheitsbewegung

Die Gestaltung menschenwürdiger Lebensverhältnisse gelingt nur dort, wo eine wachsame und sozial engagierte Öffentlichkeit existiert. Das gilt auch für die globale Ebene, die noch immer von einem Mangel demokratisch legitimierter Institutionen geprägt ist. Um die politischen und ökonomischen Interessen mächtiger Staaten und transnationaler Konzerne kontrollieren zu können, bedarf es einer unabhängigen transnational vernetzten Öffentlichkeit, die von der Idee universeller Menschenrechte geleitet wird. Die Stiftung hat es zu einer ihrer vordringlichen Aufgaben gemacht, den Aufbau einer solchen transnationalen Öffentlichkeit zu unterstützen. Sie tut das z.B. durch

  • die Stärkung einer internationalen Gesundheitsbewegung, die gegen die Privatisierung von Gesundheit eintritt und auf allen Ebenen, der lokalen, regionalen wie internationalen Ebene, für Einrichtungen öffentlicher Gesundheitsvorsorge streitet;
  • die Unterstützung eines zivilgesellschaftlichen „Global Health Watch“, der nicht nur die Lage im globalen Gesundheitswesen dokumentiert, sondern auch Empfehlungen gibt, wie auf nationaler und zwischenstaatlicher Ebene substanzielle Verbesserungen erzielt werden können.

Förderung der psychosozialen Arbeit

Ausgrenzung, Ausbeutung und patriarchale Gewalt sowie das Anwachsen globaler Krisen und Ungleichheiten führen zu vielfältigen psychischen Leiden. Diese betreffen Individuen, aber auch ganze soziale Gruppen. Die Verfolgung von Menschenrechtsaktivist:innen durch Angriffe auf ihre psychische Integrität und Handlungsfähigkeit nimmt ebenso zu wie die Diskreditierung und sogar Kriminalisierung von schützenden, solidarischen und Empathie fördernden Strukturen. Psychosozialen Beistand zu leisten und zu ermöglichen bedeutet für medico zuallererst, geschützte Räume der Empathie und Solidarität zu schaffen bzw. zu verteidigen. Der Einsatz für psychische Gesundheit ist immer auch einer für emanzipatorische Sorgebeziehungen und stets verbunden mit der emotionalen, sozialen und auch rechtlichen Anerkennung erfahrenen Unrechts sowie dessen Aufarbeitung. Die Stiftung medico international sieht ihr Engagement im Kontext

  • der Förderung eines internationalen Netzes von psychosozialen Akteur:innen. Ziel ist ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch, der zur Entwicklung emanzipatorischer Interventionsstrategien führt;
  • der psychosozialen Unterstützung von Opfern und Überlebenden von Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen, in der individuelles Leid als geteilte kollektive Erfahrung wahrnehmbar und damit „entprivatisiert“ wird;
  • der kritischen Auseinandersetzung mit psychotherapeutischen bzw. -sozialen Konzepten, die unter Akzeptanz oder Ausblendung der belastenden Lebensverhältnisse auf die möglichst effektive Wiederherstellung der Funktionstauglichkeit der Einzelnen zielen.

Stärkung der Rechte von Marginalisierten

Zu den größten Erfolgen von medico international zählt fraglos das 1999 wirksam gewordene völkerrechtlich bindende Verbot von Antipersonenminen, für das medico über zehn Jahre gestritten hatte. Wenn Menschen nicht mehr durch Kriege und Waffen verstümmelt werden, ist das Gesundheitsvorsorge und Friedenspolitik in einem. Zugleich setzt sich medico für die Rechte der Opfer von Folter, Ausbeutung und ökologischen Katastrophen ein sowie für Verfolgte, Flüchtlinge und Migrant:innen. Sie brauchen Hilfe bei der Existenzsicherung, medizinische und psychosoziale Versorgung, anwaltlichen Beistand und Unterstützung bei der Durchsetzung politischer Forderungen. Die Stiftung medico international fördert

  • die Versorgung von Menschen, die infolge von Umweltzerstörung, Krieg und Vertreibung ihrer Existenzgrundlage beraubt wurden;
  • Klagen gegen Ausbeutung, Enteignung und Willkür sowie Kampagnen, die dafür öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen;
  • Initiativen, die sich politisch organisieren und mit anderen vernetzen, um gegen erlebtes oder beobachtetes Unrecht vorzugehen.