Ein Haus wird zum Raum

Das von der Stiftung finanzierte medico-Haus ist schon jetzt zu einem Ort kritischer Öffentlichkeit geworden.

Hätte es noch eines Beleges bedurft, dass der Bau des medico-Hauses in allen erhofften Hinsichten ein rundum gelungenes Projekt darstellt, so wurde dieser am 4. August 2018 erbracht. Zusammen mit den anderen sozialpolitischen Organisationen aus dem medico-Haus und den kulturellen Akteuren der Nachbarschaft feierte medico in und um das Haus herum ein Sommerfest. Dieses war Teil des ganzjährigen Jubiläumsprogramms des Vereins, aber auch eine willkommene Gelegenheit, das von der Stiftung finanzierte und im Herbst 2017 bezogene Gebäude dem Viertel am Osthafen, der Stadt und Gästen aus nah und fern vorzustellen.

Tatsächlich reisten denn auch viele der medico-Förderinnen und -Stifter, die den Bau des Gebäudes durch ihre Zustiftungen möglich gemacht hatten, aus dem ganzen Land an. Im Laufe des Tages strömten trotz maximaler Sommerhitze Hunderte Gäste in die Lindleystraße 15, um sich an den Infoständen zu informieren, an den medico-Debatten teilzunehmen oder das Haus zu besichtigen. In der Kühle des Foyers fand sich Zeit für Gespräche zwischen langjährigen Fördermitgliedern, neuen Interessierten und medico-Kolleginnen.

Seinen Höhepunkt fand der Tag im Hof des benachbarten Atelier Frankfurt: Das eigens für diesen Abend zusammengeführte Ensemble Mare Nostrum fusionierte die Musik der Migration von Marokko bis Afghanistan und die Kabarettisten Georg Schramm und Urban Priol sezierten die politische Lage im Land. Ein Video dieses Auftritts sollte später im Internet über 100.00 Klicks erzielen. So etwas nennt man Strahlkraft.

Mit dem medico-Haus hat die Stiftung beträchtliche Teile des Vermögens so unabhängig wie möglich vom Finanz- und Kapitalmarkt angelegt und dem dauerhaften Wirken des Vereins sowie der Förderung von Partnerorganisationen in aller Welt ein stabiles Fundament gegeben. Das Haus ist aber mehr als ein Bürogebäude, in dem Stiftung und Verein sowie befreundete Organisationen einen Ort des Wirkens finden. Über all das hinaus hat es sich – und hierfür war das Sommerfest bester Beleg – schon nach wenigen Monaten zu einem Ort von Begegnung, solidarischem Austausch und kritischer Öffentlichkeit entwickelt.

Die vielen medico-Veranstaltungen – von Lesungen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen bis hin zu Konferenzen, Vernetzungstreffen und politische Begegnungen –, die im Zuge des Jubiläumsprogramms in den „freien Räumen“ im Erdgeschoss stattgefunden haben, waren allen Unkenrufen ob der Lage des Gebäudes im Frankfurter Osten zum Trotz fast ausnahmslos gut besucht. Darüber hinaus nutzen verstärkt andere Akteure aus der Stadt die Räume für eigene Veranstaltungen, seien es Gewerkschaften, Verlage oder sozialökologische und friedensfördernde Institute.

Die Hoffnung, medico könne mit dem Haus auch so etwas wie einen konkreten utopischen Raum schaffen, in dem auf vielfältige Weise und eben auch öffentlich für eine andere und gerechtere Globalität gearbeitet, gedacht und diskutiert wird, ist auf dem besten Weg, sich zu erfüllen.