Für Erinnerung und Gerechtigkeit – 50 Jahre nach dem Putsch

Projekte 2023 - Chile

Während des im Oktober 2019 beginnenden sozialen Aufstandes in Chile, des Estallido Social, war die Erfahrung der langjährigen medico-Partnerorganisation CODEPU gefragt: Die renommierte Menschenrechtsorganisation öffnete ihre Räume in Santiago für Aktvist:innen, die Opfer von staatlicher, polizeilicher und militärischer Gewalt geworden waren. Ein Team von Anwält:innen, Psycholog:innen, Gesundheits- und Sozialarbeiter:innen stellte die Erstversorgung sicher, dokumentierte Unrecht, erstattete Strafanzeige und klagte auf Entschädigung. Die massiven Repressionen riefen schlimme Erinnerungen wach: Schon während der mit dem Putsch 1973 an die Macht gekommen Militärdiktatur hatte der Staat Bürger- und Menschenrechte mit Füßen getreten, Tausende Menschen verschwanden oder wurden ermordet. Im Zuge der Aufarbeitung der jüngsten Aufstände brachte CODEPU Opfer von staatlicher Gewalt beider Phasen und damit verschiedene Generationen von Aktivist:innen zusammen. Die Gespräche und Interviews über die Kämpfe und Traumatisierungen damals und heute sowie Fragen der angemessenen Erinnerung hatten auch eine psychosoziale Dimension. Sie mündeten schließlich in eine Broschüre, deren Erscheinen im Kontext des 50. Jahrestages des Putsches eine Intervention gegen die rechte Deutungshoheit der politischen Geschichte Chiles darstellt.

Stiftungsförderung in 2023:                15.000,00 €