Auf der Suche nach Verschwundenen

Projekte 2013 - Mexico

Im Zeitalter der lateinamerikanischen Militärdiktaturen gab es den Begriff der „Desaparecidos“, der „Verschwundenen“. Er bezeichnete all jene, die verschleppt und getötet wurden, ohne Nachricht an Angehörige, ohne Gerichtsverfahren. Heute sind es die Migrantinnen und Migranten, die in der Globalisierung „verschwinden“, etwa im Mittelamerika. In der Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und ihre Familien machen sich jeden Tag zahllose Menschen aus Guatemala, Nicaragua, El Salvador oder Honduras auf den Weg Richtung Mexiko und in die USA.

Auf der gefahrenvollen Route haben sich allein in den vergangenen drei Jahren die Spuren von 70.000 Menschen verloren. Kein Anruf, keine Post, kein Lebenszeichen – ungewisse Schicksale. Viele wurden Opfer von zentralamerikanischen, kriminellen Jugendbanden oder der mexikanischen Drogenmafia, oft als „menschlicher Pfand“ in dem schäbigen Geschäft von Lösegelderpressungen. Ihrem Schicksal widmet sich die Arbeit des Movimiento Migrante Mesoamericano (M3) in Mexiko. Lag der Fokus ursprünglich auf der Emigration von Mexikanern in die USA, hat M3 seine Aktivitäten zunehmend auf die Transmigration durch Mexiko ausgeweitet. Arbeitsschwerpunkte sind die Lobbyarbeit sowie konkrete Unterstützungsleistungen für Migrantinnen und Migranten.

Seit 2008 ist M3 auch „Gastgeber“ der Karawanen von Angehörigen der Verwundenen aus Zentralamerika. Bei diesen machen sich vor allem Mütter, Schwestern und Ehefrauen auf die Reise nach und durch Mexiko entlang der Migrationsrouten. Es werden Veranstaltungen, Mahnwachen und Pressekonferenzen abgehalten und Gespräche mit Vertretern kommunaler und nationaler Behörden geführt. Außerdem suchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Orte wie Migrantenherbergen, Krankenhäuser, Friedhöfe oder Bordelle auf – immer in der Hoffnung, Informationen über die verschwundenen Angehörigen zu gewinnen. M3 sorgt dabei auch mit großem Erfolg dafür, dass in den Medien über die Karawane und das Schicksal der Migranten berichtet wird.

Fördersumme in 2013: 15.000 Euro