Globale Gesundheitspolitiken transparenter und demokratischer gestalten

Projekte 2011 - International

Das People´s Health Movement (PHM) ist ein Netzwerk von Gesundheitsaktivisten und lokalen Nichtregierungsorganisationen (NROs) mit dem Ziel, gute Gesundheit für alle unter Beteiligung der Betroffenen zu erreichen: durch Projekte vor Ort und gemeinsame landesweite Lobby- und Advocacy-Arbeit sowie auf regionaler und auf internationaler Ebene. medico ist seit 2005 maßgeblich an Aktivitäten wie der „People’s Health Assembly“ (internationale Versammlung von Basisinitiativen, Wissenschaftlern und NROs), den Fortbildungen der „International People’s Health University“ (IPHU), dem „Global Health Watch“ (PHM-Report zur Gesundheitslage weltweit) sowie regionalen Vernetzungen in Afrika und Lateinamerika beteiligt.

Die Zahl der Akteure und globalen Initiativen, die sich zur Verbesserung der Gesundheitssituation in armen Ländern einsetzen, hat in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen. Dies brachte die kritische Hinterfragung nach der Rolle und Legitimität der Akteure verstärkt in die globalen Politikdebatten. Wesentlich dabei ist die Frage nach den Ursachen für den schwindenden Einfluss der Weltgesundheitsorganisation, die im UN-System eigentlich für die Koordination des Gesundheitsthemas zuständig ist.

Dabei dominieren neoliberale Politiken, die neben der Förderung privatwirtschaftlicher Modelle in der Gesundheitsversorgung und der Sicherung der Interessen einer Patent-orientierten Medikamentenindustrie auch den privatwirtschaftlich-philanthropischen Akteuren einen hohen Stellenwert in den neuen Gesundheitsinitiativen einräumen. Diese Entwicklung behindert Gesundheitspolitiken, die sich für eine sozial gerechte Gesundheitsversorgung und die Verbesserung sozialer Determinanten für Gesundheit einsetzen.

Im Widerstand gegen diese Entwicklung spielen zivilgesellschaftliche Allianzen eine wichtige Rolle. Sie machen die Stimme der betroffenen und oftmals ausgegrenzten Verlierer dieser Politiken hörbar und beeinflussen die Informationsflüsse und Machtverhältnisse derjenigen Kräfte in den internationalen Debatten, die sich für eine Änderung der herrschenden Paradigmen einsetzen. Damit einher geht die globale Stärkung einer kritischen Öffentlichkeit.

Über eine Laufzeit von 18 Monaten konnten mithilfe der Förderung durch die medico-Stiftung folgende Vorhaben angegangen werden:

  • Durchführung einer Übersichtsstudie zu internationalen Debatten und Entwicklungen auf dem Feld der Globalen Gesundheitspolitiken (im Rahmen der Erstellung des Global Health Watch´).
  • Das im Januar 2011 begonnene Projekt der ehrenamtlichen WHO-Beobachter aus dem Umfeld der IPHU, die die Debatten und Resolutionen der WHO während der Sitzungen des Exekutivrates (Januar und Mai) und der Vollversammlung (Mai) beobachten, eigene Positionen entwickeln und in die Advocacy-Arbeit des PHM einfließen lassen.
  • Rückbindung dieser Aktivitäten auf globaler Ebene in die Heimatländer der WHO-Watcher mit den PHM-Ländergruppen und dortigen zivilgesellschaftlichen Bündnissen. Entwicklung und Umsetzung von Strategien gegenüber den eigenen Gesundheitsministerien zur Beeinflussung von deren Positionen in den WHO-Gremien im Sinne einer „Gesundheit für alle“-Politik.
  • Koordination des Projekts durch eine Projektkoordinatorin im globalen Büro von PHM in Kairo, deren Arbeit u.a. darin besteht, das PHM auf entsprechenden Großveranstaltungen in Genf inhaltlich zu vertreten.
  • Pflege und Aktualisierung der WHO-Watch-Webseite und der neuen Webseite der Allianz, siehe http://www.democratisingglobalhealth.org/.

Förderung in 2011: 10.000 Euro