Psychosoziale Begleitung der Mitarbeiter im historischen Archiv der Nationalpolizei

Projekte 2009 - Guatemala

Als im Jahre 2005 das mit 80 Millionen Dokumenten größte zusammenhängende Polizeiarchiv des amerikanischen Kontinents gefunden wurde, war das nicht nur für Guatemala eine Sensation. Denn die beiden von den Vereinten Nationen und der katholischen Kirche initiierten Wahrheitskommissionen, die 95% der Menschenrechtsverbrechen den Staatsorganen zuschreiben, konnten nur mit Zeugenaussagen arbeiten, da Regierung und Armee die Existenz des Archivs stets geleugnet haben. Mit seiner Entdeckung hat sich das grundlegend geändert. Damit könnte das Schicksal vieler der nahezu 45.000 Verschwundenen aufgeklärt und dem Versuch der Täter begegnet werden, sich straflos ihrer Verantwortung zu entziehen.

Es wurden zahlreiche Belege zur Beteiligung der Polizei an Menschenrechtsverletzungen gefunden, aufgearbeitet und der Justiz übergeben, darunter auch Nachweise über die Verantwortung der Polizei für das Massaker in der Spanischen Botschaft vom Januar 1980 sowie die Verhaftung und das Verschwindenlassen von 27 Führern eines Gewerkschaftsdachverbandes.

Von enormer Bedeutung ist darüber hinaus die Dokumentation der Befehlsketten innerhalb der Polizei und deren enge Vernetzung mit dem Militär. Wichtig ist das auch deshalb, weil so langfristig auch die Rolle der politisch Verantwortlichen beweiskräftig aufgeklärt werden könnte.

Darüber hinaus steht das Archiv seit März 2009 auch individuellen Auskunftsersuchen der Opfer der Menschenrechtsverletzungen der 1970er und 1980er Jahre sowie deren Verwandten oder Hinterbliebenen offen. Auch die große Mehrheit der fast 200 Menschen, die an der Aufarbeitung des Archivs beteiligt sind, wurden entweder direkt aufgrund ihres eigenen politischen Engagements oder indirekt als Angehörige von Ermordeten oder Verschwundenen zu Opfern dieser Verbrechen. Deshalb stellt die tägliche Arbeit im Archiv eine enorme emotionale Belastung dar und bedarf unbedingt einer psychosozialen Begleitung.

Die dreizehn Psychologinnen und Psychologen des langjährigen medico-Partners ECAP (Equipo de Estudios Comunitarios y Acción Psicosocial) arbeiten mit Gruppen von jeweils maximal fünfzehn Angestellten. Jede Gruppe trifft sich ein Jahr lang ein Mal im Monat für drei Stunden. Um Distanz zum Arbeitsplatz herzustellen, finden diese Sitzungen außerhalb des Archivs statt. Angestellte, die eine weiterführende psychologische Betreuung benötigen, werden an entsprechende Fachkräfte vermittelt.

Fördersumme: 14.000 Euro